Die Ansprüche an das mobile Internet steigen weiter an. Höher, schneller und mit mehr Volumen halten die Netzbetreiber in ihrer Werbung dagegen. Doch welche Geschwindigkeit ist nützlich, welcher Standard sollte gewahrt werden und welche Geschwindigkeiten bieten einen Vorteil? Nur wenn Du Dich mit der Handygeschwindigkeit beschäftigst, kannst Du die angegeben Werte effektiv miteinander vergleichen.
Die Handygeschwindigkeit ist ein wichtiger Faktor
Die verfügbare Handygeschwindigkeit beim mobilen Internet ist für viele Menschen ein Entscheidungsfaktor für einen bestimmten Tarif. Seit dem Inkrafttreten der Transparenzverordnung am 01.06.2017 müssen Mobilfunkanbieter sowohl die maximal mögliche Höchstgeschwindigkeit als auch alle Daten zur Drosselung der Geschwindigkeit in einem Produktinformationsblatt auflisten. Allerdings sind diese Daten nur bedingt nutzbar, da Faktoren wie Netzabdeckung und Netzauslastung davon nicht berührt werden. Also die Faktoren, welche einen direkten Einfluss auf die mögliche Geschwindigkeit im Datenverkehr nehmen.
Die Highspeed-Versprechen der verschiedenen Anbieter
Der Tarif-Dschungel ist kaum zu überblicken. Die meisten Anbieter werben mit immer höheren Zahlen und versuchen sich gegenseitig mit den besten Geschwindigkeiten zu übertrumpfen. Doch stellt sich für den Laien die Frage, welche Geschwindigkeit benötigt wird und welche Leistungen abgerufen werden können. Denn die Anbieter sind zwar verpflichtet die maximal mögliche Bandbreite anzugeben, doch ob diese erreicht werden kann hängt von vielen Faktoren ab. Wenn Du einen bestimmten Tarif eines Anbieters ins Auge gefasst hast, bietet es sich an nach einer Person mit diesem Tarif zu suchen und diese zu bitten diesen zu testen. So kannst Du in den eigenen vier Wänden und am Arbeitsplatz sowohl die Netzabdeckung als auch die Bandbreite testen und Dir selber ein Bild machen.
2G, 3G und 4G: Was bedeuten diese Begriffe
Oftmals fallen im Zusammenhang mit der möglichen Handygeschwindigkeit die Begriffe 2G, 3G und 4G. Diese sind Abkürzungen für verschiedene Mobilfunk- und Geschwindigkeitsstandards, welche sich im Laufe der Zeit etabliert und in einigen Fällen revidiert haben. Die verschiedenen Geschwindigkeiten sind in sogenannte Mobilfunk-Standard-Klassen unterteilt, welche sich im Laufe der Jahre entwickelt haben. Das G in diesen Bezeichnungen steht für das Wort Generation. Dementsprechend folgen die einzelnen Generationen zeitlich aufeinander. So wurde beispielsweise der 2G-Standard im Jahr 1992 etabliert. Der 3G-Standard in der UMTS-Ausführung wurde acht Jahre später eingeführt. Die einzelnen Klassen unterscheiden sich nicht nur in der verwendeten Technik, sondern auch in der maximalen Download-Bandbreite.
- 2G: GPRS mit maximal 56 kBit/s.
- 2G: EDGE mit maximal 220 kBit/s.
- 3G: UMTS mit maximal 376 kBit/s.
- 3G: HSDPA mit maximal 7,2 – 42,2 Mbit/s.
- 4G: LTE mit maximal 21,6 – 500 Mbit/s.
Du siehst, dass jeder Standard und jede Klasse eine Verbesserung der maximalen Geschwindigkeit theoretisch mit sich bringen. Allerdings gibt es noch weitere limitierende Faktoren.
Die Drosselung der Surf-Geschwindigkeit
Die meisten Mobilfunkanbieter in Deutschland setzen auf ein im Vorfeld festgelegtes Datenvolumen für ihre Kunden. Innerhalb dieses Datenpaketes kann der Kunde die volle Geschwindigkeit des gewählten Tarifes theoretisch abrufen und erreichen. Überschreitest Du Dein Inklusivvolumen, wird Deine Internet-Geschwindigkeit gedrosselt. Somit müssen die Provider das Internet nicht kappen, reduzieren dies aber deutlich in seiner Geschwindigkeit. Das kann soweit führen, dass Du zwar theoretisch mobiles Internet hast, dieses aber nicht effektiv nutzen kannst.
Insgesamt gibt es vier Varianten der Drosselung bei der Internet-Geschwindigkeit. Zum einen die Drosselung auf 16 oder 32 kBit/s. Diese Drosselung wird von wenigen Anbietern genutzt, macht diese das Telefon für den mobilen Gebrauch beinahe unnütz.
Die Drosselung auf 64 kBit/s ist hier der eindeutige Standard und wird von den meisten Anbietern bevorzugt. Aufwändige Webseiten oder Bilder lassen sich nur mit viel Geduld öffnen. Messenger-Dienste wie WhatsApp arbeiten in der Regel bei Textnachrichten reibungslos und effizient auch bei dieser Geschwindigkeit.
Die vierte Variante wird aktuell von O2 im Free Netzbetreiber-Tarif angeboten. Hier wurde diese starke Drosselung der Geschwindigkeit aufgehoben und durch eine moderate Drosselung auf 1 Mbit/s ersetzt. Somit laden Webseiten und Bilder adäquat schnell und die Nutzung sozialer Medien ist mit dieser Geschwindigkeit durchaus möglich.
LTE-Geschwindigkeiten im Überblick
Der LTE-Standard beginnt ab einer Download-Bandbreite von 21,6 Mbit/s und ist nach oben hin bisher kaum gedeckelt. Die verschiedenen Anbieter haben jeweils eigene Abstufungen bei den eigenen Verträgen und Tarifen, welche es Dir erlauben die maximal mögliche Geschwindigkeit recht frei zu wählen. Der allgemeine Standard ist aktuell eine maximale Bandbreite von 50 Mbit/s. Solche Tarife werden von beinahe allen Anbietern auf dem Markt angeboten. Mit einem solchen Tarif liegt die Geschwindigkeit in der Regel deutlich über dem Speed der verschiedenen 3G-Tarife. Ein Download von 500 MB dauert bei optimalen Bedingungen gerade einmal 1.5 Minuten.
Doch es kommt noch mehr Bewegung in den LTE-Markt. Denn die Anbieter versuchen sich gerade mit immer neuen Höchstwerten gegenseitig zu übertrumpfen und bieten 225 Mbit/s, 300 Mbit/s oder sogar 500 Mbit/s als Tarifoptionen an.
LTE: Notwendig oder nur hilfreich?
Vor allem in den kleinen LTE-Tarifen gibt es rein von der Geschwindigkeit kaum einen Vorteil für die Nutzung des LTE-Netzes. Dies bedeutet nicht gleichermaßen, dass Du auf das LTE-Netz aus diesem Grund verzichten solltest. Denn sofern Dein Smartphone den LTE-Standard unterstützt, kann dessen Nutzung Dir weitere Vorzüge bieten. Betrachtest Du den aktuellen Netzausbau und die Verbesserung der Infrastruktur, investieren die meisten Anbieter vorrangig in das LTE-Netz und in dessen weiteren Ausbau. Dementsprechend steigt die Netzabdeckung im LTE-Netz immer stärker an, sodass eine bessere Erreichbarkeit erreicht wird. Das 3G-Netz wird kaum noch erweitert. Somit gehört LTE noch immer zu den aktuellen Trends und bietet Dir eine hohe Zukunftssicherheit hinsichtlich der Netzabdeckung.
Lohnen sich LTE-Tarife mit nur 25 Mbit/s überhaupt
Betrachte die Geschwindigkeiten von 3G mit HSDPA und die Geschwindigkeiten von den LTE-Tarifen mit 25 Mbit/s genauer. Eigentlich unterscheiden diese sich in der Geschwindigkeit kaum. Bei guter Netzabdeckung und ansonsten besten Bedingungen kann das 3G-Netz sogar eine höhere Geschwindigkeit liefern. Somit würde es sich theoretisch nicht lohnen die Mehrkosten für den LTE-Tarif zu stemmen. Allerdings wird vor allem das LTE-Netz vorrangig weiter ausgebaut, was dessen Netzabdeckung nachhaltig verbessert. Solltest Du in einem Einzugsgebiet mit sehr guter 3G-Abdeckung wohnen, lohnt sich ein Umstieg auf LTE in der Regel kaum. Bei einer schlechten Netzabdeckung kann sich diese durch die Nutzung des LTE-Netzes spürbar verbessern.
Smartphone-Geschwindigkeiten im Überblick: Wie viel MBit/s Du brauchst
Nun weißt Du eine Menge über die verschiedenen Angebote der einzelnen Betreiber und über die verschiedenen Geschwindigkeiten auf dem Markt. Doch diese Informationen kannst Du nur richtig einordnen, wenn Du Dir vor Augen führst, was diese Geschwindigkeiten bedeuten und welchen Nutzen diese für Dich haben. Hier bietet sich der Vergleich mit den gängigen Internet-Tarifen für das lokale Internet an. Der allgemeine Durchschnitt in Deutschland liegt aktuell bei DSL-16.000. Auf dem Land hingegen sind die Angebote oftmals deutlich geringer, sodass hier eher DSL 6.000 der allgemeine Standard sein sollte. Das bedeutet eine Geschwindigkeit von maximal 16 Mbit/s oder 6 Mbit/s. Im Vergleich mit den Mobilfunk-Angeboten zeigt sich, dass bereits das 3G-Netz mit HSDPA deutlich schneller als das klassische DSL 6.000 sein kann und sogar in der Lage ist DSL 16.000 in den Schatten zu stellen.
Welche Geschwindigkeit erreicht werden kann
Natürlich sind die Angaben der einzelnen Anbieter immer Optimalwerte. Diese werden im Regelfall nicht erreicht, vor allem, da viele Faktoren eine wichtige Rolle spielen. Zum einen Dein Aufenthaltsort. In der Stadt sind oftmals viele Funkmasten und somit Funkzellen vorhanden, sodass Du einen deutlichen Geschwindigkeitsvorteil erhältst. Hinzu kommt, dass auch das Modell Deines Smartphones ein limitierender Faktor sein kann. Ältere Smartphones sind beispielsweise nicht in der Lage das volle Potential der großen LTE-Pakete abzurufen. Auch die Anzahl der Nutzer in Deiner Funkzelle spielen eine Rolle. Vor allem bei LTE kann eine große Zahl an aktiven Nutzern in der Funkzelle die Leistung enorm und spürbar reduzieren.
Lohnt sich das Angebot für den Daten-Turbo?
Auch wenn die meisten Anbieter immer höhere Geschwindigkeiten versprechen und sich mit der maximal möglichen Bandbreite immer wieder übertrumpfen, so bietet diese in der Regel für Dich wenig Vorteile. Ab einer Surfgeschwindigkeit von über 7 Mbit/s kannst Du mit Deinem Smartphone ohne große Einschränkungen im Netz surfen und auch Videos streamen. Eine etwas höhere Geschwindigkeit und eine sehr gute Netzabdeckung machen das Vergnügen dabei eventuell ein wenig größer. Aber für den normalen Endverbraucher ist mit solchen Geschwindigkeiten das Ende der Nutzbarkeit erreicht.
Die meisten LTE-Tarife bieten aus diesem Grund eine maximale Geschwindigkeit von 50 Mbit/s an. Selbst wenn nur ein Bruchteil der maximalen Geschwindigkeit erreicht wird, kannst Du mit einem solchen Tarif Downloads oder Videos in guter Qualität genießen. LTE-max-Tarife, welche bis zu 225 Mbit/s oder sogar 500 Mbit/s versprechen sind für den normalen Nutzer nicht sinnvoll. Wenn Du jedoch beispielsweise in einer Gegend mit schlechter DSL-Anbindung wohnst, dafür aber eine gute LTE-Netzabdeckung hast, kannst Du diese LTE-Tarife nutzen, um nicht nur Dein Smartphone, sondern auch Deinen Haushalt mit Internet zu versorgen.